Das Tabu: Verführt Lolita nun oder nicht?
Sie verführt - aber Männer sind nicht einfach ihre Opfer
Ein Artikel von Sehpferd - © 2006 by sehpferd
So gut wie kein Thema in der Erotik ist so umstritten wie das der Verführung von Männern durch Frauen, aber die wirklichen Emotionen kommen erst hoch, wenn es um das Verhältnis von erwachsenen Männern zu sehr jugendlichen Frauen geht, die als "Verführerinnen" bezeichnet werde - und natürlich kommen Aspekte der Juristen hinzu, wenn die jungen Frauen noch keine 16 Jahre alt sind. Nach dem Roman "Lolita" von Vladimir Nabokov werden solche jungen Verführerinnen auch als "Lolitas" bezeichnet.
Nur ein Schritt bis zur Bettkante?
Nun muss zunächst gesagt werden, dass die Fähigkeit, das andere Geschlecht zu beflirten, mindestens bei Mädchen angeboren ist und durch Erziehung bestenfalls weiterentwickelt oder rückentwickelt werden kann. Dazu sagt die australische Kommunikationsexpertin Lorraine Weygman, dass man bereits bei 8-jährigen Mädchen ein intensives Flirtverhalten beobachten könne. Die Hauptsignale würden dabei durch nonverbale Kommunikation versendet: Das beginne schon bei der Kleidung und ende in manchen Gesten, die kaum bemerkt würden. Nach Aussagen von Frau Weygman arbeiten Frauen und Mädchen beim Flirten sehr stark mit der Mimik, wobei die Augen und das Lächeln eine wichtige Rolle spielten.
Verführen können sie alle - aber sie denken nicht an Sex
Es ist ein Naturrecht der jungen Frauen, ihre Attraktivität zu erproben - man kann sie also nicht daran hindern. Jedes Mädchen im Teenageralter versucht auf ihre Weise, ein Konzept für ihre spezielle, unvergleichliche Weiblichkeit zu entwickeln und das Ergebnis in der Realität unter Beweis zu stellen. Es geht ihnen dabei aber nicht um Sex, sondern darum, erotische Beachtung zu gewinnen. Daneben wissen bereits sehr junge Mädchen, dass sie männliche Wesen in ihrer Umgebung dadurch für sich gewinnen können, dass sie einfach "verführerisch" aussehen - das kann den Mitschüler ebenso beeindrucken wie den Lehrer. Man konkurriert also zunächst spielerisch und versucht, andere Menschen für sich zu gewinnen, als mehr Anerkennung zu bekommen. Mit der Zeit entwickeln auch ganz junge Mädchen dabei schon ganz ausgefeilte Methoden, um mit diesen Fähigkeiten gewisse Vorteile zu erlangen - von einer bessern Note bis zu einem neuen Handy. Solche ganz gewöhnlichen jungen Mädchen sind aber keine "Lolitas" oder "blutjungen Verführerinnen".
Verführungen und die "Lolita"
Zur "Lolita", also einem sehr verführerischen jungen Mädchen, das auch für sexuelle Kontakte zugänglich ist, gehört mehr. Neutral gesprochen, haben jugendliche Verführerinnen andere Ziele, die sie mit großer Energie verfolgen: Es kann Rache, Geltungssucht oder Geldgier sein, aber auch einfach ein völlig gestörtes Verhältnis zu sich selbst. Wie auch immer. Die "Lolita" sucht von sich aus eine Situation, in der sie mit dem ausgewählten Opfer allein ist, sodass sie alle ihre Reize nach einem genauen Plan ausspielen kann. Dabei kann sie durchaus kriminelle Energien entwickeln: Hat sie sich für ihr Opfer zum Beispiel teilweise ausgezogen, so ist er bereits in der Falle: Selbst wenn er sich jetzt verweigert, ist die Situation für die meisten Menschen "eindeutig" genug, um den Mann mit Verachtung zu strafen.
Manchmal ist dies das Ziel der jungen Frauen: Sie wollen dann den Mann, der als Mutters Liebhaber an sich sehr ehrenhaft ist, als einen "perversen Lüstling" bloßstellen. So kann eine "Lolita", die gar nicht daran denkt, mit dem Mann sexuelle Kontakte zu haben, ihm trotzdem erheblich schaden. Indessen kann dem Mann Schlimmeres passieren: Wird die Verführung sexuelle Realität, kann das junge Mädchen den Mann erpressen, weigert sich der Mann aber, so kann das Mädchen dennoch behaupten, dass ein sexueller Kontakt stattgefunden habe.
Das Risiko, ihr zu verfallen
Das Risiko, in eine erotische Falle zu geraten, ist dennoch gering. Die Hürden, die ein junges Mädchen überwinden muss, um tatsächlich einen erwachsenen Mann zu verführen, sind erstens hoch, und zweitens bleiben dem Mann sehr viele Rückzugsmöglichkeiten. Die wichtigste Methode heißt freilich Vorbeugung: Als Mann sollte man sich grundsätzlich davor hüten, von Minderjährigen unter Vorwänden in Situationen gelockt zu werden, die Zweifel zulassen - gleichgültig, wie harmlos die Situation beginnt. Tatsächlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein junges Mädchen einen erwachsenen Mann verführen kann, wenn dieser nicht eine gewisse Grundbereitschaft dazu erkennen lässt - und wenigstens insoweit muss man sich fragen, wie oft Männer wirklich "Opfer" von so genannten "Lolitas" werden und wie weit sie mitschuldig an solchen Situationen werden.
Der Mann hat viele Rückzugsmöglichkeiten
Um zu beantworten, wie realistisch die erotische Verführung durch ein junges Mädchen ist, die mit einem intimen sexuellen Kontakt endet, müssten wir eigentlich den Übergang vom Flirt zur Verführung untersuchen und dabei nicht vergessen, dass Verführungen nicht zwangsläufig in einem Geschlechtsakt enden müssen. Um dies zu verkürzen, werde ich Ihnen vereinfacht den Kommunikationsweg skizzieren, der bei einer Verführung durch eine Frau (oder auch durch ein Mädchen) abläuft:
Die Frau muss den Mann an einen Ort locken, an dem Verführungen möglich sind, und die Situation muss Verführungen zulassen. Sodann muss die Frau Signale senden, die ziemlich eindeutig sind und die über das übliche Flirtverhalten hinausgehen. Der Mann muss diese Signale erkennen und sich innerlich bereit machen, diesen auch zu verfallen. Erst wenn er dazu bereit ist, kann er in einen Kommunikationsprozess einsteigen, den er vermeintlich führt - den aber die Frau in Wahrheit lenkt. Nur wenn die Frau dabei bleibt und nun starke Körpersignale aussendet, kann von einer Verführung durch die Frau gesprochen werden.
Der Punkt, an dem kaum noch ein Rückzug möglich ist, wird bei Verführungen ohnehin erst nach und nach erreicht - es ist ja das Ziel der Verführer und Verführerinnen, den Partner "über den Zaun" zu tragen, um ihn dann im neuen Terrain seine Sexualität zügellos auszuleben. In der Praxis dürfte der "Punkt ohen Rückkehr" aber bei der Verführung durch eine Frau bereits erreicht sein, wenn sie Kleidungsstücke abgelegt hat.
Fazit: Verführen "Lolitas" nun oder nicht?
Um auf meine Fragestellung zurückzukommen: Es ist absolut realistisch, dass eine junge, juristisch minderjährige Frau einen erwachsenen Mann verführt - aber nur dann, wenn der Mann mehrere Mauern überwindet, die er eigentlich nicht überwinden sollte. Um es noch einmal zu Präziseren: Er muss mit dem als minderjährig bekannten jungen Mädchen an einen Ort gehen, an dem eine Verführung möglich ist und sich dort in eine Situation hineinbegeben, die für ihn verfänglich werden könnte. Sodann muss er die Signale der Verführung willig aufnehmen und sie in eine Kommunikation verwandeln - was praktisch heißt, dass er auf ihre Verführungskünste körperlich reagieren muss und sich dem Drehbuch unterwerfen, das sie für diesen Tag entwickelt hat.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Mann sich einer solchen Prozedur ganz gegen seinen Willen unterwirft. Viel wahrscheinlicher ist, dass er sich in der Rolle des Opfers wohlfühlt und diese genießt, wohl wissend, wie risikoreich sein Verhalten schon aus juristischen Gründen ist. Er geht aber noch weitaus höhere Risiken ein: Die Motive der Verführerin werden selten deutlich und je nachdem, welche Pläne sie hat, kann Sie den Verführten bloßstellen, erpressen oder anderweitig ins gesellschaftliche Abseits stellen.
Im realen Leben keine eindeutigen Zeitzeugnisse
Die Literatur beschreibt nur wenige solcher Fälle - die "Lolita" des Vladimir Nabokov ist eigentlich ein schlechtes Beispiel für eine durchtriebene jugendliche Verführerin. Interessanter wird die Sache bei "Nea", einer Verführerin, die als Motiv anführt, einen großen erotischen Roman schreiben zu wollen. Inwieweit die minderjährige Verführerin indessen nur ein Romanstoff ist oder eine Tatsache, bleibt auch dem forschenden Zeitzeugen fremd - wie es scheint, liegen die Fälle im Graubereich der Gesellschaft. Und so muss ich Ihnen die Angabe schuldig blieben, wie oft so etwas denn nun wirklich vorkommt. Ich hoffe inständig, dass es sehr selten passiert.
Auf in die Praxis:
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