Die naive Eva als überschätzte Verführerin
Ein Artikel von Sehpferd - © 2006 by sehpferd
Keine der biblischen Verführerinnen wird so stark überschätzt wie Eva (Heva). Ausgerechnet sie, die Frau, die nicht einmal die originale Schöpfung Gottes darstellt: Sie soll eine große Verführerin gewesen sein? Hat man je etwas von ihrer Schönheit, ihren erotischen Qualitäten oder sonst irgendetwas Positives über ihre Persönlichkeit gehört? Nein, haben wir nicht. Aber verführt haben soll sie den Adam, und zwar so, dass es angeblich zu einer Katastrophe für die Menschheit wurde, nicht wahr?
Versuchen wir einmal, systematisch vorzugehen. Eva hatte nie die Qualitäten der Verführerinnen. Sie war ja nur zweite Wahl: Die in Genesis 1,27 erwähnte Frau, die zu Gottes Ebenbild geschaffen wurde, verschwindet in Kapitel 2 in der christlichen Bibel plötzlich und mit ihr die erotische Verführerin, die es ja wohl gegeben haben musste, wie wir der Genesis 1,28 unschwer entnehmen können.
Wenn man die Gefährtin Adams, die Menschin, überhaupt als etwas bezeichnen könnte, so als einfältig: Sie trifft auf die Schlange, die angeblich listig war (was sehr merkwürdig ist, weil sie keine Vorteile von ihrer List hatte) und nun wird die Frucht vom Baum der Erkenntnis gepflückt und gegessen. Merkwürdigerweise erkennen Adam und die Frau nun, dass beide nackt sind. Dabei konnte dies nicht die größte Erkenntnis sein, denn Gott nimmt Adam zur Seite (die Frau spielt plötzlich keine Rolle mehr) und sagt ihm: "Sie mal, Adam, du bist nun wie ich geworden, der den Unterschied zwischen Gut und Böse kennt".
Das soll eine Verführung gewesen sein? Ach ja. Hatte man etwa erwartet, dass all die Kinder und Kindeskinder, die Gott forderte, im Garten Eden leben sollten? Es war keine Verführung, ja, es war nicht einmal wirklich eine Sünde - da kann die Kirche behaupten, was sie will. Und eine Erbsünde war es schon gar nicht - Sünden werden nicht vererbt. Die Frau an Adams Seite hat eine neue Epoche eingeleitet - denn Weg des Menschen als selbstständig handelndes Geschöpf, der wissen kann, was Gut und Böse ist. Das ist alles. Und am Ende war sie dann eben Eva, die Mutter der Menschheit.
Die wahren Verführerinnen der Bibel und ihre fragwürdige Moral
Die Verführerinnen der Bibel - von Bathseba bis Thamar - zeichnet vor allem eines aus: Sie alle taten etwas, das eigentlich gegen die Gesetze Gottes, so wie sie diese damals verstanden, verstoßen hat - aber was dann, im nachhinein, doch noch mit dem Mäntelchen der Liebe und des Vergessens verdeckt wurde.
Bathseba war eine Ehebrecherin, dennoch wurde sie Königin an der Seite des Königs David und gebar Salomon.
Judith war eine durchtriebene Spionin, die sehr bewusst ihren Körper einsetzte, um eine von ihr selbst entwickelte Kriegslist durchzusetzen und diese auch noch in mörderischer Absicht an einem Wehrlosen durchführte.
Nicht viel besser waren Lots Töchter, die nach heutiger Lesart Inzest trieben und den eigenen Vater vergewaltigten, oder Thamar, die nicht davor zurückschreckte, ihren Schwiegervater in der Verkleidung einer Hure zu verführen.
Diese Liste ließe sich um einige Frauen der Bibel erweitern - nur eine muss man ausnehmen: Eva. Sie wird in der Genesis weder verführerisch dargestellt noch wird ihr eine Verführung angelastet und eine Erbsünde schon gar nicht - jeder mag es nachlesen und sich selbst ein Bild machen.
Auf in die Praxis:
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