Huren: Zwei Klassen und ein paar Außenseiterinnen
Viele Menschen schütteln den Kopf, wenn sie Artikel oder Bücher über Huren lesen. Wie kommt es, dass die einen so positiv über den Beruf schreiben, während andere offensichtlich nichts als Elend im Beruf sehen? Der Grund liegt in Abhängigkeiten: Wenn eine Hure am Tag 500 Euro verdient, und sie davon 50 Euro behalten darf, dann verdient sie an 20 Tagen 1000 Euro - immer noch viel für eine illegal tätige Ausländerin. Wenn sie aber auf eigene Rechnung arbeitet, dann bleiben ihr nach Abzug der Kosten noch etwa 350 Euro - also 7.000 Euro im Monat. Fachleute der Finanzämter allerdings schätzen den Umsatz noch bei weitem höher ein.
Journalisten und Feministinnen stürzen sich auf abhängige Huren
Im Hurenberuf gibt es, mehr als in allen anderen Berufen, zwei Klassen, die sich deutlich voneinander unterscheiden: Da sind einmal jene, die in starker Abhängigkeit von Männern, Frauen, Banden oder Drogen arbeiten (vielfach auch in einer Kombination) und die sich in dieses Schicksal irgendwie hineinfügen. Das Umfeld, in dem sie arbeiten, verschließt sich weitgehend dem Zugriff der Justiz, der bürgerlichen Welt und auch den Medien. In Paris nannte man die Bordelle, in denen abhängig gearbeitet wurde, "Fleischfabriken". Heute spricht man in solchen Fällen von "Sklavenarbeit". Verdient wird auch hier nicht schlecht, doch hat die einzelne Frau davon nicht viel: Das Geld wandert an den Frauen vorbei in die Taschen jener, die sich im Hintergrund halten. Das sind die Quellen, aus der die Sensationsberichte gemacht sind, wie sie etwa im SPIEGEL gelesen werden konnten. Hierauf beziehen sich auch die Feministinnen, die im Grundsatz Sexarbeit mit Sklavenarbeit gleich setzen.
Freie Unternehmerinnen sind meist zugeknöpft wie die Austern
Die Frauen, die in keiner Abhängigkeit stehen, sind allerdings ebenfalls verschlossen wie die Austern, wenngleich aus anderen Gründen. Die wenigen, die reden, sagen nicht immer die Wahrheit, schon gar nicht über ihr Einkommen: Fachleute der Finanzämter schätzen es auf 20.000 -30.000 Euro pro Monat und mehr, die Frauen behaupten aber, höchstens 2000 - 3000 Euro im Monat zu verdienen.
Selbst über die Arbeitsbedingungen, ja, über die Arbeit überhaupt wird mehr geschwiegen als offen gelegt. Die persönliche Befindlichkeit, über die in der Öffentlichkeit so gerne diskutiert wird, existiert als Thema bei Huren so wenig wie in anderen Berufen auch. Dabei fällt auf, dass sich vor allem bürgerliche Frauen aus der Mittelschicht über den seelischen Zustand der Huren angeblich große Sorgen machen - ein Überbleibsel aus einer Welt, die zwischen "guten" und "schlechten Frauen unterscheidet.
Die "Halbsoliden" nehmen, was gut und teuer ist
Zu erwähnen wäre noch, dass es eine dritte Seite des Berufes gibt: Frauen, die sich niemals als Huren bezeichnen würden, die sich die Zeit, die sie mit Herren verbringen, dennoch auf die eine oder andere Art bezahlen lassen. Sie treten in so vielfältiger Form auf, dass man ihre Vorgehensweise kaum beschreiben kann, doch ist typisch, dass ihr Handel nicht mehr mit "dem Anbieten von Sex gegen Bargeld" zu umschreiben ist. Das geht schon beim Anbieten los: Sie verwickeln einen Herrn in ein anregendes Gespräch, lassen sich zum Essen einladen und prüfen dabei, wie generös er ist, wobei sie seine Leidenschaft anheizen. Jede von ihnen hat nun ihre eigenen kleinen Tricks, um dem Herrn zu sagen, dass er ein paar hundert Euro dafür ausgeben muss, nun noch ein wenig länger mit ihr zusammen zu sein. Diese Damen treten weder vor die Öffentlichkeit, noch schreiben sie Bücher, noch werden sie jemals mit dem Beruf der Hure in Verbindung gebracht. Sie haben eine Vorstellung davon, was sie wert sind, und wird dieser Wert bezahlt - sei es in Bargeld, Modeartikeln, Reisen, Schmuck, Automobilien oder Appartementwohnungen, so tun sie den Herren gerne die Gefallen, die sie sich wünschen.
Auf in die Praxis:
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